Wer es schon mal versucht hat, weiß: Es ist gar nicht so einfach, wie es bei den Könnern aussieht. Wenn man versucht auf der Slackline zu stehen, wackelt sie scheinbar unkontrollierbar unter dem Körper hin und her. Wenn man aber ein paar Ratschläge beachtet, macht man sehr schnell Fortschritte und schon bald kann man sich ebenfalls zu den Cracks zählen... Diverse Anleitungen in Video-Form findet ihr in unserem YouTube-Channel.

Sinnvolles Set-Up

Ein sinnvolles Slackline Set-Up für Beginner Eine Beginnerline sollte unbedingt kurz (3–7 m) und straff aufgespannt werden. Wir empfehlen dafür die Slackline Allround 4. Falls sich nur Fixpunkte in größeren Abständen finden lassen, lässt sich die Slackline dadurch verkürzen, dass sich jemand in der Mitte davon draufsetzt.

Die Slackline sollte für die ersten Versuche maximal auf Kniehöhe gespannt werden.

Breite der Slackline

Man könnte meinen, dass eine Slackline einfacher zu begehen ist, je breiter sie ist. Allerdings gibt es da noch ein paar weitere Punkte zu beachten: Eine fünf Zentimeter breite Line kippt leicht zur Seite , man spürt die Kanten des Bandes nicht unter dem Fuß und weiß somit nicht genau, wo man steht. Dadurch kann es vorkommen, dass man nicht in der Mitte steht und die Line somit zur Seite kippt.

Eine 2,5 Zentimeter breite Line spürt man sehr gut unter dem Fuß und weiß somit sehr präzise, wo auf der Line sich der Fuß befindet. Hingegen kann sie von empfindlichen Füßen als schmerzhaft empfunden werden und ist vor allem vom psychologischen Aspekt her nicht vorteilhaft. Eine drei bis vier Zentimeter breite Line vereinigt die Vorteile beider Extreme und ist deshalb hervorragend als Beginnerline geeignet.

Basics

Die folgenden Punkte bieten die Grundlage, um erfolgreich beginnen zu können:

Die Basics des Slacklinens

  • Das Aufsteigen sollte nicht etwa mit Kraft, sondern schwungvoll erfolgen. Man stößt sich mit dem Fuß, der sich noch am Boden befindet, etwas ab, sodass man gleich auf der richtigen Höhe ist und das Standbein nur noch leicht angewinkelt ist.
  • Der Blick sollte immer gerade nach vorn auf einen Punkt gerichtet sein, der sich nicht bewegt. An diesem kann man sich optisch orientieren. Auf keinen Fall sollte man seine Füße anschauen. Wenn man nach unten schaut, sieht man die Line hin und her zittern und hat somit keinen optischen Fixpunkt mehr. Zudem wird auch die Körperhaltung negativ beeinflusst, da man dadurch nicht mehr aufrecht steht.
  • Der Fuß sollte immer gerade auf das Band gesetzt werden. So erreicht man die größte Standfläche. Man ist so schon einmal nach vorne und hinten stabilisiert und muss nur noch nach links und rechts ausgleichen. Wenn man auf einem Fuß quer zum Band steht, muss man auf alle Seiten ausgleichen.
  • Der Körper sollte sich in aufrechter Position befinden. Die Hüfte sollte gestreckt sein. Ein Hohlkreuz ist zu vermeiden. Wenn dies geschieht, sollte man die Bauchmuskulatur etwas anspannen.
  • Man sollte leicht in die Knie gehen. Wenn man das Knie gestreckt hält, funktioniert dieses nicht mehr als Gelenk. Je mehr Gelenke aber in der Bewegungskette zum Ausgleichen benutzt werden, desto mehr Möglichkeiten hat man, um sich auf dem Band zu halten. Wenn man andererseits zu tief in die Knie geht, benötigt man dafür unnötig viel Kraft.
  • Man sollte zu Beginn barfuß slacklinen. So spürt man viel besser, wo man steht. Auch der Tastsinn spielt eine wichtige Rolle, um das Gleichgewicht zu halten, da so die Druckverteilung wahrgenommen wird. Wenn mit Schuhen mit hohen Sohlen balanciert wird, kann man sich nicht mehr über die genaue Position des Fußes orientieren und ein seitliches Abrutschen ist möglich. Außerdem ist die Gefahr des Abknickens des Fußes bei hoher Sohle deutlich erhöht.
  • Die Ausgleichsbewegungen der Arme sollten über Schulterhöhe stattfinden. Wenn man die Slackline als Drehachse des Körpers betrachtet, kann durch eine Kreisbewegung der Arme um diese Drehachse das größte Drehmoment erzeugt werden. Der Rest des Körpers vollführt das Gegendrehmoment und kann so wieder in die richtige Lage versetzt werden. Bei einer Bewegung der Arme nach rechts bewegt sich der Körperschwerpunkt nach links. Dies kann man gut auch am Boden, auf einem Bein stehend versuchen. Wenn die Arme unter Schulterhöhe gehalten werden, liegt dies oft daran, dass man die Handflächen nach unten hält. Diese sollten idealer Weise nach vorne oder sogar leicht nach oben zeigen.
  • Die Arme sollten nicht wie bei Turnern durchgestreckt werden, sondern locker gehalten werden. Jedes Gelenk, sowohl Schulter, Ellbogen als auch Handgelenk, kann zum Ausbalancieren hilfreich sein.

Bei den ersten Versuchen sollte man noch gar nicht versuchen zu gehen, sondern einfach auf einem Bein ca. einen Meter vom Fixpunkt weg stehenbleiben. Das Stehen auf einem Bein hat den Vorteil, dass man mit dem zweiten Bein noch ausgleichen kann und auch in der Hüfte noch sehr flexibel ist. Wenn man auf beiden Füßen steht, zittert die Line zwar weniger unter dem Körper hin und her, dafür ist man in der Hüfte blockiert und kann nur noch mit dem Oberkörper und den Armen ausbalancieren. Nahe beim Endpunkt reagiert die Slackline statischer als in der Mitte, wodurch das Ausgleichen den Slackline-Neulingen leichter fällt. Dies sollte unbedingt abwechselnd mit beiden Füßen geübt werden!

Das unkontrollierbare Zittern

Das anfänglich auftretende Zittern ist ein Reflex des Körpers. Sensoren registrieren, dass sich das Bein zu sehr auf der einen Seite befindet. Dadurch wird eine reflexartige Korrekturbewegung eingeleitet, die aber überschießt. Deswegen befindet sich das Bein nun plötzlich zu stark auf der anderen Seite und der Vorgang wiederholt sich von Neuem. Mit der Zeit lernt der Körper, nur noch bis zur Mitte zu korrigieren und das anfängliche Zittern lässt nach. Dieser Reflex kann aber nicht bewusst gesteuert werden. Entscheidend ist, wie viel Zeit man auf der Line verbringt. Wenn man auf zwei Beinen steht, zittert die Line weniger hin und her, als wenn man auf einem Bein steht. Trotzdem sollte zu Beginn vor allem auf einem Bein geübt werden. Wenn das Zittern zu stark ist, sollte man einfach eine kürzere oder straffer
gespannte Line verwenden oder näher beim Fixpunkt aufsteigen. Das Positive am Zittern ist, dass dabei ein Lernprozess stattfindet, durch welchen die Sensomotorik verbessert wird.

Die ersten Schritte

Tasten mit dem VorfussSobald das Stehen einigermaßen funktioniert und man sich fünf bis zehn Sekunden lang auf der Line halten kann, kann man erste Schritte versuchen. Wichtig dabei ist, dass man langsam geht und immer zuerst mit dem Vorfuß tastet, bevor man das ganze Gewicht auf dem Fuß absetzt. Nachdem man den Fuß auf die Line gesetzt und das Gewicht vollständig auf den vorderen Fuß verschoben hat (hinteren Fuss dafür auf die Zehen stellen!), sollte man den hinteren Fuß lösen und wieder zum Ausgleichen benutzen. Erst wenn man die Balance wieder gefunden hat und sich sicher fühlt, sollte der nächste Schritt eingeleitet werden. Wenn man einen Schritt erzwingen will, ohne vorher die Balance gefunden zu haben, dann setzt man den Fuß meist quer auf die Line. So schafft man zwar oft noch drei bis vier Schritte, jedoch sind diese meist sehr unkontrolliert und ein verzweifelter Versuch, sich noch irgendwie auf der Line zu halten. Um Fortschritte zu erzielen, ist es nicht entscheidend, wie viele Schritte man schafft, sondern wie viel Zeit man auf der Slackline verbringt.

 

Slackline in der Therapie

Die Slackline erfreut sich grosser Beliebtheit im Freizeitsport. Dies verwundert nicht, wenn man die Bewegungsmöglichkeiten auf der Slackline kennt. Durch die Vielfältigkeit der Bewegungen und die schnellen Fortschritte, die man erzielt, ist das Slacklinen sehr unterhaltsam aber auch motivierend und somit vor allem auch für eine nachhaltige Rehabilitation nach Verletzungen hervorragend geeignet.

In einer, von Samuel Volery durchgeführten Studie, konnte gezeigt werden, dass sich mittels Slacklinetraining das statische Gleichgewicht, die Stabilität im Sprunggelenk (vor allem medio-lateral) und sogar die isometrische Maximalkraft verbessern lassen. Ein grosser Vorteil der Slackline gegenüber herkömmlichen Gleichewichtstrainingsgeräten wie Kippbrett, Therapiekreisel und Balance-Kissen zeigt sich vor allem im subjektiven Bereich. So hatte die Slackline-Gruppe gegenüber der herkömmlichen Trainingsgruppe signifikant eher das Gefühl, dass sich die Intervention positiv auf ihre Gleichgewichtsfähigkeit auswirken würde und auch, dass sich das Training positiv auf andere Sportarten auswirke. Zudem konnte in einer Studie von Frank & Rist aufgezeigt werden, dass die Slackliner beim Training deutlich motivierter sind als die herkömmliche Trainingsgruppe.

In mehreren Studien wird momentan die Wirkung des Slacklinens auch untersucht. Es ist also damit zu rechnen, dass es bald weitere Evidenz geben wird, welche die Wirkungen des Slacklinetraining erweist.

 

Die Slackline in der Physiotherapie

Es hat sich schon vielfach gezeigt, dass die Slackline bei Athleten als Rehabilliations- oder Trainingsgerät auf grossen Anklang stösst. Dieses Therapiegerät soll aber nicht nur jungen und sportlichen Patienten vorbehalten bleiben. Durch entsprechende Hilfestellung können durchaus auch ältere oder weniger sportliche Patienten vom Slacklinen profitieren.  Slacklinen ist bei einer Rehabilitation in der Akutphase eher ungeeignet, weil es eine gewisse körperliche Funktionalität und Koordination voraussetzt. In einer späteren Phase der Therapie hingegen, sobald der Patient seine ersten Versuche beispielsweise auf dem Kippbrett oder Therapiekreisel hinter sich hat, bietet sich die Slackline als herausforderndes aber auch äusserst effizientes und vielseitiges Therapiegerät an. Ein grosser Vorteil der Slackline gegenüber herkömmlichen Gleichgewichts- trainingsgeräten ist der grössere Spassfaktor den sie bietet. Dadurch bleiben die Patienten über längere Zeit motiviert ihr sensomotorisches Training durchzuführen, was zu einer nachhaltigeren Therapie führt. Grundsätzlich bietet sich die Slackline in der Physiotherapie bei allen Patienten an, welche auch auf dem Kippbrett oder Therapiekreisel ihre Rehabilitation durchführen. Die Gründe für eine solche Rehabillitation können sehr vielfältig sein und umfassen beispielsweise die Rehabilitation nach Kreutzbandrissen oder auch instabile Fuss- oder Kniegelenke. Wie eine Slackline-Therapie sinnvollerweise durchgeführt wird und auf was dabei zu achten ist erfahren Sie in unseren Kursen für Therapeuten. Wir sind immer auf dem neusten Stand was Studien übers Slacklinen betrifft und vermitteln immer den aktuellen Wissensstand.

 

Slackline-Training bei psychischen Problemen

Wenn man beispielsweise Kinder beim Slacklinen beobachtet, fällt sofort auf wie konzentriert sie beim Balancieren sind. Wir sind davon überzeugt, dass sich das Slacklinen positiv auf die Konzentrationsfähigkeit auswirkt. In einer Studie von Tobias Rodenkirch (Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit mittels eines Slacklinetrainings) konnte gezeigt werden, wie ein regelmässiges Slacklinetraining zu einer nachhaltigen Verbesserung von kognitiven Prozessen führt.

Die Slackline bei ADHS, Burn-Out oder anderen Aufmerksamkeitsstörungen einzusetzen wird von uns empfohlen. Aber auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie z.B. bei Depressionen ist als Ergänzung der psychologischen Betreuung eine Slackline-Therapie sehr empfehlenswert.