Das ist die Geschichte des bisher grössten und herausforderndsten Projekts von Samuel Volery.
Wie alles begann
Im Dezember 2014 war ich mit Betty eine Woche in Finale Ligure zum Klettern. Als wir am letzten Tag am Meer kletterten sah ich einen guten 90m-midline-Spot über dem Wasser, spannte spontan diese Waterline und beging sie von einer Seite. Dann aber von der anderen Seite fiel mir dann etwas viel größeres auf: ein wunderbar aussehender 220m-midline-Spot über dem Meer!
Erste Session
Im April 2015 kam ich mit Laura an diesen Platz zurück um die 220m-Line zu spannen, doch erst einmal stellten wir fest, dass an der anderen Seite kein guter Ankerpunkt vorhanden war. Bei genauerem Hinsehen fanden wir 70m weiter entfernt einen geeigneten Ankerpunkt. Gesamt also 290m (gemessen mit GPS und Laser). Diese Line wird die Hölle und liegt vollkommen ausserhalb meiner Fähigkeiten - doch was soll´s? Ich hatte 300m Band dabei, entschied aufzubauen und erwartete, selbst bei meinen besten Versuchen gerade mal 3m zu schaffen. Doch es lief besser als gedacht. Der Wind kam aus einem perfekten Winkel von der Seite und stabilisieren die Slackline und nach 3 Tagen endloser Versuche schaffte ich bereits die ersten 100m. Darüber hinaus war es das beste Gefühl das ich je auf einer Slackline hatte!
Zweite Session
Zwei Monate später kehrte ich abermals mit Laura zurück und nach 3 Stunden war die Line aufgebaut. Doch da war kein Wind! Ohne diese extra Stabilisierung und mit 10m Durchhang schaffte ich am ersten Tag nicht mehr als 3m. Deshalb sahen wir uns nach einem kürzeren Spot zur Entspannung um. Als wir das taten wurden wir von Vögeln attackiert, Laura fiel ins Wasser und verletzte sich am Bein durch einen Felsen. Ein Ankerpunkt versagte während des Aufbaus, weil wir unachtsam waren. Dadurch kam auch ich zu einem erfrischenden Bad im Meer. Später verknackste sich Laura noch das Knie während eines Leashfalls, so dass sie den Rest der Woche keinen Sport mehr ausüben konnte.
Ich setzte meine Versuche auch die nächsten Tage fort und schaffte nach 5 Tagen 80m ohne Wind. Nun war es Zeit abzubauen und die Heimreise anzutreten, doch dann entschloss ich mich die Line dort zu lassen und das Projekt zu Ende zu bringen. Langsam wurde ich süchtig nach dem Gefühl das mir diese Line gab
Dritte Session
Ich wollte eigentlich 3 Tage zu Hause bleiben, doch der Regen in der Schweiz veranlasste mich, gleich am nächsten Tag einen Wochenend-Trip nach Finale Ligure zu buchen. Diesmal war es ein Wochenende mit einigen Leuten von Slackline Bologna. Kaum das wir an der Line ankamen war auch schon die Polizei dort und forderte uns auf die Line abzubauen bis wir die offizielle Erlaubnis der Stadt vorweisen können. Es war nämlich so, dass wir jedes Mal wenn wir auf der Line waren, einen Stau auf der Hauptstrasse auslösten weil sich hunderte Menschen versammelten um uns zuzusehen und zu fotografieren. Die Stadtverantwortlichen von Noli machten uns dann den Vorschlag die Erlaubnis auszustellen, wenn wir eine 111m-Waterline mitten in Noli aufbauen und eine gute Show für alle anwesenden Touristen machen (solche Stadträte sollte es mehr geben). Logischerweise waren wir einverstanden und verbrachten dort mit Freude ein paar Stunden. Zurück beim Monster schaffte ich am Ende mehr als 100m kurz bevor ich wieder auf den Zug musste um nach Hause zu fahren.
Letzte Session
Als ich zum vierten Mal zurück kam hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Nach einem kleinen Warm-up schaffte ich gleich 100m ohne Wind und 2 Tage später waren die guten Windbedingungen wieder da. Erst eine Überquerung mit 3 catches, dann ein walk vom Start bis über die Mitte der Line und dann endlich die komplette Begehung! Ich entschied noch ein wenig länger zu bleiben um mit der Line zu spielen und es auch ohne Wind noch einmal zu probieren. Und am nächsten Tag die bittere Wahrheit: ich brauchte immer noch 30 Versuche um ohne Wind-Stabilisation die Line zu überqueren. Und darüber hinaus war auch mein ganzer Körper geschrottet und müde von den Anstrengungen der vergangenen Tage.
Rekord
Diese Line ist näch gängiger Definition eine Water-Midline. Mit ihren Lauf-Eigenschaften und der visuellen Charakteristik kommt sie – für mein Empfinden – einer Waterline am nächsten. In jedem Fall ist es die längste Polyester-Slackline, die bisher über Wasser gelaufen wurde. Es waren harte Sessions und ein Riesen-Spass auf dieser Line. Ich habe eine Menge neuer Freunde getroffen, eine großartige Zeit mit ihnen verbracht und riesige Mengen an Pizza und Cappuccino in Italien verdrückt. Und ich hoffe bald wieder Gelegenheit zu haben, um dort weitere Projekte zu realisieren. Es gibt einen 420m-Water-Midline-Spot gleich dahinter. Lasst mich wissen wenn ihr diese Line ausprobieren wollt!
Spezieller Dank an:
Laura für die grossartige Gesellschaft, die Geduld wenn ich auf der Line war, das Aufbauen der Line und vieles mehr.
Rodrigo & Haikal für ihre tolle Motivation mir mit einem Apartment und einem netten rostigen Fahrrad auszuhelfen, ein Video vom ganzen Projekt zu drehen und vor allem gute Freunde zu sein!
Reto, Mäd & Juschi für die super Zeit die wir dort verbracht haben und die gemeinsamen Sessions auf der Line.
Betty für die Zeit die wir beim Klettern in Finale verbracht haben, was es überhaupt erst ermögliche diesen herrlichen Spot zu finden.
Massimo für den Enthusiasmus und die große Hilfe bei den Verhandlungen mit der Polizei.
Jacopo und alle Leute von Slackline Bologna für coole Sessions und den spontanen Einsatz für die Waterline-Show in Noli.
Artista für den Hinweis, was für ein fauler Typ ich sei, als ich ihm sagte das ich ungefähr 1 Stunde täglich trainiere.
Luca für die enthusiastische Einladung auf Kaffee und Pizza und dafür das sie uns Alessandro vorgestellt hat :-)
Alessandro für die Erlaubnis die Line an diesem wunderschönen Spot zu lassen.
Tobi weil er mich diesen Traum hat leben lassen und sich um das Geschäft kümmerte, während ich Italien geniessen durfte.
Ohne euch wäre dieses Projekt nie möglich gewesen.
Ein Mann auf der Slackline, doch viele Freunde hinter ihm um es zu ermöglichen - slacklife
Wir führen ab 2016 Slackline-Fortbildungen am MediABC in Nürnberg durch!
Das Kernthema ist: "Therapeutisches Slacklinen - Einsatz der Slackline als Therapie- und Trainingsgerät". Willkommen sind z. B. Physiotherapeuten, Dipl.-Sportlehrer, Masseure, Sportwissenschaftler, staatlich anerkannte Sport- und Gymnastiklehrer, Fitness-Trainer :-)